Im kleinen Ort Nadrag im Westen Rumäniens unterstützt eine münsterische Interessengemeinschaft eine Suppenküche für Senioren. Das 15-jährige Bestehen dieser Einrichtung wurde jetzt gefeiert. Die Gäste sind voller Dankbarkeit für die Hilfe aus Münster.
Den ersten Eindruck von Nadrag wird Bernhard Balsliemke nicht mehr vergessen: Der 2000-Einwohner-Ort im Banater Bergland im Westen Rumäniens wirkte 2001 wie eine Geisterstadt. Der wichtigste Arbeitgeber war längst abgezogen, die Gebäude verfielen, die Bewohner verarmten. Grundsätzlich hat sich seitdem nicht sehr viel geändert. „All das kenne ich schon seit Jahren, bin jedoch immer wieder betroffen von dem was ich sehe und erlebe“, sagt der Münsteraner.
Damals fasste Bernhard Balsliemke den Entschluss, zu helfen und eine Suppenküche für Senioren einzurichten – als Ergänzung einer Suppenküche für Schulkinder, die in einer Caritas-Sozialstation bereits bestand. 2003 gründeten 15 Gleichgesinnte aus Münster die Interessengemeinschaft „Hilfe für Nadrag“. Bereits wenige Monate später, also vor 15 Jahren, wurden die ersten Mahlzeiten ausgegeben.
Das 15-jährige Bestehen wurde vor Kurzem in Nadrag gefeiert. Bernhard Balsliemke reiste deshalb erneut in den 1700 Kilometer entfernten Ort, und er brachte auch diesmal Lebensmittel und Kleidung mit. Er wurde von den Gästen und Mitarbeitern der Sozialstation, von Pfarrer, Bürgermeister und der örtlichen Presse herzlich empfangen.
Das erfreulichste Ergebnis dieses Besuches: Die Gemeinde schloss mit der Caritas einen Fünf-Jahres-Mietvertrag ab. „Das gibt uns Planungssicherheit, sodass die Suppenküche ausgebaut und wichtige Arbeiten am Gebäude durchgeführt werden können“, berichtet Bernhard Balsliemke.
In den ersten Jahren sei die Finanzierung nicht einfach gewesen. Das änderte sich mit einer Spendenaktion im Jahr 2013: Das Hilfsprojekt wurde in Münster und darüber hinaus bekannt. Mit Hilfe neuer Spender konnten noch mehr Empfänger erreicht werden. „Zweimal jährlich fahre ich nach Nadrag, prüfe die Abrechnung für die Suppenküche und überzeuge mich von der Einhaltung der vertraglich vereinbarten Leistungen in der Sozialstation.“
Drei Köchinnen bereiten von montags bis freitags ein warmes Essen für derzeit 55 Personen zu. Die meisten holen es sich selbst in der Kantine ab, anderen wird es nach Hause gebracht – der tägliche Kontakt mit dem Mitarbeiter der Sozialstation hilft vielen gegen die Vereinsamung. Die Gäste der Suppenküche sind auf das Angebot dringend angewiesen. Das Grundproblem: Viele junge Menschen verlassen die Gegend, um im westlichen Ausland Arbeit zu finden. Viele Alte bleiben unversorgt in bitterer Armut zurück.
Der Artikel ist erschienen in der WN vom 09.02.2019. Den Originalartikel finden Sie auf: https://www.wn.de/Muenster/Muenster/3648147-Einrichtung-feiert-15-jaehriges-Bestehen-Nadrag-Suppenkueche-der-Herzen